Mistel
Die weißbeerige Mistel ist ein immergrüner Strauch und fällt besonders im Winter auf, wenn ihre Wirtsbäume ihre Blätter bereits verloren haben. Misteln haben kurze, dicke Stämme und wachsen gleichmäßig in alle Richtungen, unabhängig von Sonnenlicht. Sie erreichen einen Durchmesser von bis zu 1 Meter und können bis zu 70 Jahre alt werden. Von weitem erinnern sie an große Vogelnester. Ihr Laub ist grün-gelblich und die Blätter gegenständig, ledrig, eiförmig und länglich. Ihre Blüten sind klein, gelbgrün gefärbt und daher unauffällig. Die Früchte sind weiß, durchscheinend, erbsengroß und werden im Winter gebildet.
Habitat und Ökologie
In Europa gibt es zwei Arten von Misteln, die rotbeerige Mistel ist im Mittelmeerraum verbreitet und die weißbeerige Mistel in Mitteleuropa. Misteln sind Halbschmarotzer und haben sich an verschiedene Baumarten als Wirte angepasst. Sie betreiben selbst Photosynthese und beziehen über wurzelartige Organe Wasser und Mineralien von ihren Wirten.
Misteln sind auf Vögel angewiesen um sich fortzupflanzen. Im Inneren der Früchte befinden sich die Samen umgeben von klebrigem Fruchtfleisch. Wenn Vögel die Beeren aufpicken, können die Samen am Schnabel oder dem Gefieder kleben bleiben. Beim Säubern und Abstreifen landen die Samen dann womöglich auf einer neuen Wirtspflanze. Treiben sie aus, bilden sie zuerst eine Haftscheibe, woraus eine zapfenartiger Senkwurzel (Haustorie) gebildet wird, die sich durch die Rinde ins Holz bohrt. Erst nach diesem Prozess bildet sich das erste Blattpaar und es dauert mehrere Jahre bis die Mistel zum ersten Mal blüht.
Die Äste, auf denen Misteln wachsen verkümmern allmählich und verlieren ihr Laub. Wenn mehrere Misteln auf einem Wirtsbaum wachsen kann dies den Wirtsbaum zum Absterben bringen.
Wissenswertes
Die Mistel wird vom Menschen seit gut 2000 Jahren als Kultur- und Heilpflanze geschätzt. Ihr werden mitunter mystische und mythologische Eigenschaften zugeschrieben. In England und Frankreich werden Mistelzweige als Weihnachtsschmuck genutzt und als Glücksbringer über Türen gehängt. Der Brauch, sich unter einem Mistelzweig zu küssen, kommt vermutlich aus skandinavischen Hochzeitsriten, die auch im germanischen Raum verbreitet waren. Der römische Schriftsteller Plinius schrieb über die Kelten, dass auch sie der Mistel besondere Eigenschaften zusprachen. Für sie handelte es sich um eine heilige Pflanze, von der geglaubt wurde, sie sei vom Himmel gefallen. Das Schneiden der Mistel wurde mit goldenen Sicheln und weißen Tüchern zum Auffangen zelebriert. Der Kontakt mit dem Boden entweihte die Zweige.
Auch im medizinischen Bereich fand sie schon seit dem Mittelalter unter anderem bei Epilepsie, Herzschwäche, Arteriosklerose, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen oder auch Menstruations- und Geburtsbeschwerden Anwendung. Mittlerweile kommen Mistelprodukte zur Regulierung von Blutdruck und zur Stärkung des Immunsystems zum Einsatz. Vor allem aber werden sie zur Krebstherapie eingesetzt, da sie eine hemmende Wirkung auf Zellteilung haben.
Quellen:
Hinzugefügt durch: Rolf Engelmann
Ort: Botanischer Garten der Universität Leipzig, Apothekergarten, 51.33016737474714, 12.394762887946259
Datum: 23.08.2024